
Inobhutnahmen
Fast 700 Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung und mehr als 100 Inobhutnahmen von Kindern im Jahr 2016 sind eine erschreckende Bilanz für die Stadt Hamm.
„Anzeigen, bzw. Meldungen an das Jugendamt über vermeintliche oder tatsächliche Kindeswohlgefährdungen und die damit verbundene Zahl der tatsächlich erfolgten Inobhutnahmen sind ein direkter Indikator für die Zunahme der Armut in dieser Stadt. Wirtschaftliche Armut in den Familien korrespondiert grundsätzlich mit Kindeswohlgefährdung. Die Zahl der tatsächlich gefährdeten Minderjährigen allerdings dürfte bei Weitem höher liegen, denn das, was dem Jugendamt angezeigt wird, ist nur die Spitze des Eisberges“, erklärt Roland Koslowski, Mitglied im KJHA.
„Einmal mehr verdeutlichen diese Zahlen allerdings auch die Versäumnisse der Vergangenheit. Jahr für Jahr ist es dem Kommunalen Jobcenter nicht gelungen, die Zahl der Hartz IV Betroffenen, der Bedarfsgemeinschaften und der Arbeitslosen entscheidend zu senken. Präventive Sozialarbeit findet nur noch in Fragmenten statt, fast jedes vierte Kind in dieser Stadt wächst in Armut auf. Die Bilder der Hochglanzbroschüren mit dem schönen Titel Musterkommune „Kein Kind zurücklassen“ haben mit der Lebensrealität vieler Minderjähriger nichts gemeinsam“, so Koslowski weiter.
„Doch statt politisch gegenzusteuern, verharren die Mehrheitsfraktionen im „weiter so“. Geld für präventive und damit nachhaltige Maßnahmen wäre durchaus vorhanden, wenn die Koalition aus CDU und SPD endlich bereit wäre, unsere Forderungen (Einstellung von zusätzlichen kommunalen Gewerbesteuerprüfern, Kommunale Niedriglohnabgabe) umzusetzen. Ohne die grundsätzliche Bekämpfung der Armut wird sich an der Situation der Minderjährigen nichts ändern“, erläutert Koslowski abschließend.