Antrag 0547/17 - Modell zur Erfassung Schulschwänzer-Zahlen erarbeiten nach Vorbild Oberhausen

Schule und Bildung gehören nicht in private Hände!

Zum Antrag der FDP möchte ich wie folgt Stellung beziehen. Als erstes stellt sich die Frage, wozu eine weitere Zahl nützlich sein soll. Denn der Umgang mit Schulmüdigkeit wird dadurch nicht verändert.

Selbstverständlich ist die Stadt bzw. der Schulträger in der Verantwortung, wenn es darum geht, dem Schulabsentismus, der Schulweigerung, aktiv entgegenzutreten.

Gefährdete Kinder und Jugendliche sowie Familien und Schulen müssen durch abgestimmte Maßnahmen in dem jeweiligen Umfeld unterstützt werden. In unserer Stadt wird dies unter anderem durch „Return“ geleistet.

 

Der Verweis auf Oberhausen ist jedoch irreführend und grob fahrlässig, da Oberhausen die von Ihnen favorisierte Software Early Bird gerade erst einführt und noch keine Erfahrungen aufzeigen kann!

Da hätte ich mir doch etwas mehr Sorgfalt gewünscht. Sie hätten sich in Duisburg erkundigen sollen. Der Schulträger kooperiert dort seit dem Schuljahr 13/14 mit dem Verein Apeiros.

Zu Apeiros-e.V. ist zu bemerken, dass zwei ihrer Vertreter, Jörg Metelmann und Stefan Schwall, ein Buch herausgebracht haben, das sie mit „der unternehmerischen Notwendigkeit, mit Erziehung Geld zu verdienen“ bewerben.

Hier liegt das Problem, Apeiros will mit Kindern und jugendlichen Schulverweigerern Geld verdienen!

Und Sie als FDP wollen offensichtlich die Privatisierung an Schulen vorantreiben! Denn Apeiros- e.V. bietet ihre Software Early Bird für zwei Jahre kostenlos an [...].

 

Grundsätzlich ist es Aufgabe des Schulträgers und des Landes NRW, selbst Systeme zu entwickeln, um Schulabsentismus zu erkennen und pädagogisch adäquat zu reagieren. Bildung und Schule gehören nicht in private Hände!

Diese Software ist zudem nicht zielführend, da sie keine Ursachenforschung betreibt und noch lange kein Werkzeug liefert, um auf die unterschiedlichen Gründe von Schulabstinenz zu reagieren. Die Software hilft nicht den Betroffenen, sondern ausschließlich den Bilanzen der Unternehmen.

Hinzu kommt, dass Daten der Betroffenen und ihrer Familien an Apeiros weitergegeben werden, Familien Gespräche mit Apeiros führen müssen und die Lehrerschaft Vorbereitungs- und Abschlussgespräche mit Apeiros führen muss.... alles insgesamt fragwürdig und abzulehnen.

 

Der Grund für Fernbleiben vom Unterricht ist nicht das Schwänzen, sondern das kurzfristige Meiden von sozialen und schulischen Misserfolgen. Die Hintergründe sind individuell unterschiedlich.

Die soziale Anerkennung der Schüler*innen und Verhinderung von Exklusion ist sinnvoll und zielführend, anstelle einer weiteren Selektion durch das Erfassen fragwürdiger Zahlen.

Im Sinne der Schüler*nnen wäre es

- ausreichend personelle Ressourcen für die Umsetzungen der Maßnahmen (z.Bsp. Return) zur Verfügung zu stellen

- einen Leitfaden zu entwickeln, in dem die genaue Form (wer schreitet wann in welcher Form ein) der Zusammenarbeit von Schule, Eltern, Jugendamt und Ordnungsamt für alle Schulen festgeschrieben wird, und wie den Schulverweiger*innen das Recht auf Schule und Unterricht, - es ist nämlich nicht nur Pflicht, - mit allen Mitteln gewährleistet werden kann.

Allein die Zahl zu wissen, bedeutet einen weiteren Papiertiger zu haben, mehr nicht!

Der Apeiros e.V. formuliert folgende Gegendarstellung: apeiros-ev.de/229c708a-1ff6/